(Be)Werten – Theoretische Perspektiven auf Prozesse des Wertens und Bewertens
Bereits 2012 veröffentlichte Michèle Lamont in der American Review of Sociology einen Beitrag, dessen Zielsetzung „toward a comparative sociology of valuation and evaluation” bereits im Titel deutlich erkennbar war (Lamont 2012). Darin formulierte sie erste Überlegungen zu Grundzügen eines Forschungsprogramms, in dessen Zentrum Fragen nach der Zuschreibung („value attribution“) und Abwägung von Wert („value assessment“) standen. Forschungsstrategisch geschickt verwies sie dabei auf bereits bestehende Forschung in soziologischen Subdisziplinen und traf damit den Nerv der soziologischen Fachcommunity. Ihr Aufsatz hat damit maßgeblich zur Konstitution eines neuen Forschungsfeldes, der Soziologie des Wertens und Bewertens, beigetragen, das seitdem einen enormen Zulauf erfahren hat.
Jenseits von empirischen Fällen und entsprechenden Fallstudien fehlt es jedoch bislang an einem umfassenden und analytisch aufbereiteten Überblick über das, was unter dem Schlagwort einer Soziologie des Wertens und Bewertens aktuell empirisch und theoretisch verhandelt wird. Bettina Heintz hat deshalb darauf hingewiesen, dass ein theoretischer Rahmen fehle, „der Prozesse des Bewertens, Vergleichens, Klassifizierens und Quantifizierens in einen Zusammenhang bringt“ (Heintz 2018: 630).
Ziel des Vorhabens ist es, die Soziologie des Wertens und Bewertens in ihren theoretischen Grundlagen einschließlich der aktuellen Entwicklungen von „Datafizierung“ und „Algorithmisierung“ anhand einer Vielzahl von Beispielen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen darzustellen. Auf diese Weise sollen bestehende Erkenntnisse und Forschungsergebnisse aus unterschiedlichen soziologischen Subdisziplinen und ihren Nachbardisziplinen zusammengeführt und vor dem Hintergrund von Fragen des Wertens und Bewertens aufbereitet und diskutiert werden.